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S ommerausflug. Schon vorbei. Man fährt weiter, ärgert sich über lahme Lkw und noch lahmere Trecker, versucht zu überholen. Keine Chance. Ein polnischer Lkw-Fahrer hat hier seinen Tonner abgestellt. Es gäbe sicher idyllischere Picknickplätze hier zwischen Soltau und Celle, aber na ja. Noch ein drittes Gefährt ist an diesem Sommertag an der Spitze der kleinen Parkbucht abgestellt. Ein Wohnwagenanhänger, der offenbar schon etwas länger hier steht, es haben sich Spinnweben gebildet zwischen Reifen und Radkasten.
Sie wartet auf Kundschaft. Willkommen in der Lüneburger Heide. So war das schon immer hier. Ein paar Hundert Meter weiter wieder so ein alter Wohnwagen. Für die Frauen, die in den zum Teil arg heruntergekommenen Wohnwagen — ohne sanitäre Anlagen, ohne Wasseranschluss, ohne WC — ihrer Tätigkeit nachkommen. Wenn man an Anjas Scheibe klopft, macht sie erst einmal ihre Zigarette aus.
Dann öffnet sie die Tür an der linken Seite des Wohnwagens. Die Frage, was sie denn halte von dieser neuen Forderung nach einer Sperrbezirksverordnung für die Lüneburger Heide, kann sie nicht verstehen, vielleicht will Anja sie auch nicht verstehen. Es ist nicht nur Rainer Prokop, der beklagt, dass die offene Prostitution im Heidekreis in den vergangenen Jahren überhandgenommen hat. Dass dieser Anblick, wie viele hier vermuten, dem Familientourismus im Norden Niedersachsens schade.
Dass dieser Tourismus nach dem bevorstehenden endgültigen Abzug der englischen Truppen aus der Lüneburger Heide, angesichts der unübersehbaren Demografieprobleme der Region aber immer wichtiger werde für das Überleben vieler Gemeinden. Eine Handvoll christdemokratischer Landtagsabgeordneter hat sich vor der Sommerpause ebenso des Problems angenommen wie die Konferenz der niedersächsischen Gleichstellungsbeauftragten. Die Staatsanwaltschaft Verden hat in den vergangenen beiden Jahren nachzuweisen versucht, dass Anja und mehr als 50 ihrer Kolleginnen im Heidekreis ihrer Arbeit in den Lovemobilen und den dazugehörigen stationären Etablissements nicht freiwillig nachgehen.
Sie hat den Geschäftsführer der Bordellkette sowie zwei seiner Kollegen angeklagt wegen dirigistischer und ausbeuterischer Zuhälterei.